Mittwoch, 18. März 2009

An Bord hat sie das Sagen Kapitänin

An Bord hat sie das Sagen
Bianca Frömming arbeitet seit zwei Jahren als Kapitänin
Nervenstärke, Sinn für Praktisches und gute Qualitäten als Vorgesetzte sind die Hauptcharaktereigenschaften, die jemand benötigt, um ein Schiff zu führen. Bianca Frömming (31) ist seit zwei Jahren Kapitänin an Bord von Containerschiffen. Ihre Routen führen die Hamburgerin nach Südamerika, Asien und in die USA.

frauenmachenkarriere.de: Frau Frömming, haben Sie manchmal Heimweh?
Bianca Frömming: Nein, überhaupt nicht. Ich finde es faszinierend, so weit weg zu sein und nur das Meer um mich herum zu haben.

frauenmachenkarriere.de: War es schon immer Ihr Wunsch, Kapitänin zu werden?
Frömming: Ach, die Entscheidung dafür war eigentlich recht banal. Ich konnte mich nach dem Abitur nicht so recht entscheiden und habe dann etwas über den Beruf gelesen. Ich wusste aber schon immer, dass ich eher was im naturwissenschaftlichen Bereich machen möchte. Ich habe dann an der Seefahrtschule in Elsfleth angefangen zu studieren. Wir waren quasi der Frauenjahrgang mit sechs Studentinnen von insgesamt 20 Kommilitoninnen und Kommilitonen, die 1998 mit mir angefangen haben (lacht). Nach der Ausbildung habe ich nur eine Bewerbung geschrieben und konnte bei einer Reederei anfangen, bei der ich zunächst als Offizierin gearbeitet habe. 2006 bin ich zur Kapitänin aufgestiegen, nachdem man mich bei der Reederei positiv beurteilt hatte.

frauenmachenkarriere.de: Was haben Ihre Eltern denn zu Ihrem Berufswunsch gesagt?
Frömming: Die fanden schon, wenn ein Mädchen Abitur macht, soll es Grundschullehramt oder so etwas studieren. Heute sind sie aber sehr stolz auf mich.

frauenmachenkarriere.de: Hatten Sie sich Ihren Beruf so vorgestellt?
Frömming: Es war erst schon komisch, von zu Hause weg zu sein, und plötzlich so ein ganz anderes Leben zu haben. Das erste Praxissemester war schon hart. Da muss man von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends an Deck arbeiten, Rost abklopfen, das Schiff anmalen. Außerdem muss man nachts an den Schleusen immer wieder raus. Das fällt vielen schon schwer. Ich glaube aber, dass Frauen sich vorher darüber mehr Gedanken machen als Männer, und deshalb die Abbruchrate bei Frauen geringer ist. Viele Männer sind erstmal enttäuscht, dass sie nicht gleich auf der Brücke stehen dürfen.
frauenmachenkarriere.de: Reagiert die Besatzung manchmal komisch, wenn da eine Frau an Bord kommt und die Chefin ist?
Frömming: Manche sind vielleicht überrascht, andere sind daran bereits gewöhnt. Ich hatte aber die gesamte Zeit nie Probleme mit meiner Rolle.

frauenmachenkarriere.de: Was war Ihr bislang einprägsamstes Erlebnis auf See?
Frömming: Als ich noch Zweiter Offizier war, habe ich mit meiner Crew die Magellanstraße passiert, der nächste Hafen war in Chile. Da gab es einen heftigen Sturm mit 20 Meter hohen Wellen. Wir konnten unseren Kurs nicht halten und haben versucht, zu ankern. Die Container, die wir geladen hatten, sind auseinandergebrochen, Glas, alles kaputt. Wir haben drei Tage lang nicht geschlafen. Das war schon faszinierend, eine solche Naturgewalt zu erleben.

frauenmachenkarriere.de: Sind Sie überhaupt auch mal zu Hause?
Frömming: Ja, wenn ich einen Monat an Bord war, habe ich 19 Tage frei.

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